Mittwoch, 6. April 2016

Unser erster Tag auf der japanischen Uni ist... ein Samstag? "Shoganai"


Ja, das haben wohl viele nicht verstanden... ich zugegebenermaßen auch nicht, aber wie würde der Japaner sagen: "Shoganai", das bedeutet so viel wie: "Kann man nichts machen, ist halt so." Nachdem ich den "verlorenen Samstag" also auf japanische Weise akzeptiert hatte, ging es am Vormittag theoretisch auch schon auf zur Uni. 

 
Zum Frühstück gab es heute "Melon-Pan" (wörtlich Melonen-Brot), welches ein typisches Gebäck aus Japan ist. Den Namen gibt eher die Form, die einer Zuckermelonenschale gleichen soll, als der Melonen-Geschmack selbst. 
 

Theoretisch, denn in der Lobby trafen meine Grazer Studienkollegin (die zufälligerweise auch meine Zimmernachbarin ist) und ich ein paar Leute, die wie sich später herausstellen sollte, alle gemeinsam auf die Sophia Universität fahren wollten. Jimmy, unser Wohnheim-Manager, schlug uns vor, dass uns ein japanischer Mitbewohner zur Uni begleitet sollte, um uns den Weg zu zeigen. 

Eigentlich wollten wir lieber zu früh als zu spät dort sein, aber wenn schon alle zusammen fahren würden, wollten wir uns ihnen anschließen. Deshalb warteten wir noch auf die anderen und danach noch einmal eine halbe Stunde, weil Jimmy meinte, wir wären sonst vieeel zu früh dort. Als die 30 Minuten um waren und wir endlich aufbrechen wollten, sagte uns Jimmy schlussendlich ab bzw. konnte uns der japanische Mitbewohner aus mir unerfindlichen Gründen nun doch nicht begleiten. "Shoganai" dachte ich mir einfach nur... 

Zum Wachwerden noch einen 100-Yen-Kaffee zum Mitnehmen... Der gute Hansi Hinterseer würde das wohl mit "bärig" kommentieren.


Also machte sich unsere kleine Gruppe selbst auf den Weg zur Uni. Bestehend aus ungefähr 15 Leuten aus allen Herren Länder (hauptsächlich jedoch aus den USA & Österreich). Gleich an der ersten U-Bahnstation wurde unsere Gruppe im wahrsten Sinne des Wortes getrennt... von einer U-Bahntür! Ich war unter denen, die nun auf die nächste Bahn warten durften, aber das war nicht so schlimm, denn "Shoganai". Wir erreichten die Sophia Universität schlussendlich noch rechtzeitig, wobei ich von außen nicht erkannt hätte, dass dies die Uni sein soll. Vor allem nachdem ich am Vortag in Ikebukuro eine Privatuni  gesehen hatte. 

Die Rikkyo-Universität, eine der sechs besten (privaten) Universitäten in Tokyo. Nur ca. 10% der Bewerber schaffen es durch die Aufnahmeprüfung.



Die Sophia-Universität... ein Traum in Beige!


Die Orientierungsveranstaltung für die 183 neuen Austauschstudenten dauerte fast 4 Stunden, wobei man sagen muss, dass alles bis zur Minute auf einem Zeitplan auf einer PowerPoint-Präsentation durchgeplant war. Was erwartete man auch anderes von Japanern. Im Anschluss erhielten diejenigen, die sich für das "Buddy"-Programm angemeldet hatten, ihre japanischen Mentoren, die einem bei Fragen zur Uni oder Ummeldung des neuen Wohnortes in Japan weiterhelfen sollten. Wir wurden von diesen aufgerufen, was manchmal zu lustigen Situationen führte, wenn der Name ihrer Schützlinge für einige japanische Mentoren unaussprechlich zu erscheinen schien. Ich hatte einen kurzen Moment der Verwirrung als eine Japanerin eine gewisse "Nathalie Wi" oder so aufrief, die auch noch Sitzplatznummer 153 hatte (ich hatte die Nummer 133). 

 
Das Logo der Sophia-Universität. In dieser Tasche befanden sich alle wichtigen Informationen zur Anmeldung für die Uni-Kurse etc.


Aber dieser Verwechslungsmoment löste sich schnell in Luft auf, als mich meine Mentorin "Yumi Yoshida" aufrief. Yumi sprach Deutsch, was mich am Anfang total verdutzte. Sie erzählte mir nach einiger Zeit, dass sie schon in Frankfurt auf Exkursion gewesen war und schon seit zwei Jahren Deutsch studierte, um später in einer japanischen Firma mit deutschen Partnerfirmen arbeiten zu können. Aber in Deutschland wohnen wollen würde sie nicht, meinte sie. Davor hatte im Grunde nur ich geredet, Japaner sind in dieser Hinsicht glaube ich höflich und schüchtern im gleichen Maße.

Yumi begleitete mich noch bis zur U-Bahnstation vor der Universität, dann trennten sich unsere Wege, was ein bisschen Schade war. Von anderen Leuten aus dem Wohnheim hatte ich später erfahren, dass diese mit ihrem Buddy z.B. noch Kaffeetrinken waren. Yumi meinte aber, dass sie aus Yokohama komme und jeden Tag 1,5 Stunden nur für eine Strecke zur Uni brauche und deshalb wieder nach Hause müsse. "Shoganai", dachte ich mir nur.

Als ich in meinem Wohnort Nerima ankam, war es schon relativ spät, weshalb ich mich nur für ein schnelles Essen entschied (da ich am nächsten Tag am Vormittag schon meinen Einstufungstest für den Japanischkurs hatte). In meinem Fall waren das 6 Stück Gyoza (Teigtaschen) für 210Yen (1,70€) beim Chinesen.


Gyoza sind einfach nur soooo gut...

1 Kommentar:

  1. Hallo Nathalie!!!
    Samstags auf der Uni sein ist echt komisch, noch komischer find ich aber dass der Japanisch-Test an einem Sonntag ist. Haben die Japaner noch nie was vom "Wochenende" gehört?
    Ich hoffe der Test ist gut gelaufen ^^
    Lg Ev!

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