Aber noch mal ganz von vorne oder zumindest zu der Stelle, an der wir stehengeblieben sind:
Als ich am nächsten Morgen aufwache, bemerke ich, dass ich den gesamten Dienstag seit meiner Anreise fast durchgeschlafen habe. Ich hoffe mal nicht, dass ich mich hier in einen Siebenschläfer entwickeln werde und stehe endlich auf.
Mein Ausblick aus meinem Zimmer, die Gegend ist zum Wohnen eigentlich ideal, ein relativ ruhiger Tokyoter Außenbezirk.
Hunger habe ich interessanterweise immer noch keinen, obwohl ich seit dem "Frühstück" im Flugzeug und einem Mitternachtssnack in Form eines importierten Schoko-Osterhasens, noch nichts gegessen habe. Ich gehe also in den Gemeinschaftsraum/Küche im 1. Stock und wen sehe ich da?
Meinen Grazer Studienkollegen aus Kärnten! Der hatte nämlich weniger Glück als ich, denn der Manager hatte ihm zwar zugesichert, am Mittwoch (trotz seines freien Tages) im Wohnheim zu sein, jetzt ist er es aber doch nicht. Blöd gelaufen. Der Manager, der auf den untypischen japanischen Namen "Jimmy" hört, ist nämlich gar kein Japaner. Ich dachte ja zuerst, er würde für alle Austauschstudenten ein englisches Pseudonym verwenden, weil die vielleicht Schwierigkeiten hätten, sich seinen echten Namen zu merken. Aber nein, der Gute ist Koreaner und heißt wirklich "Jimmy", so steht es auch auf seiner offiziellen Visitenkarte. Da hat wohl nicht nur der deutschsprachige Raum einen Namensboom à la "Justin" oder "Jeremy" durchgemacht, sondern auch die Koreaner.
Unter dieser Adresse habe ich sogar ein eigenes Postfach, meine Nummer lautet 324 (diese ist zugleich auch meine Zimmernummer). Bis jetzt hatte ich allerdings nur Werbung drinnen...
Zum Glück hat ihm Max, der andere Österreicher, der schon ein Semester in Tokyo hinter sich hat, angeboten, dass er seine Koffer in der Zwischenzeit in seinem Zimmer lagern kann, bis Jimmy am Nachmittag auftauchen würde. Um die frühe Mittagszeit beschlossen wir daher was Essen zu gehen und Max zeigte uns auch gleich unser kleines feines "Einkaufszentrum" in Nerima. Es gibt u.a. einen "SevenEleven", der Prinz Charming unter den Geschäften, denn er bietet dir alles was dein Herz auch nur begehrt:
Du kannst dort mit allen ausländischen Bankomatkarten Geld abheben, Essen einkaufen, deine japanische Krankenversicherung bezahlen, Pakete aufgeben und abholen und noch vieles mehr!
"Lawson" hingegen ist klein aber oho:
Denn
aufgepasst, dort kosten 90% der Artikel gerade mal 100Yen (was ungefähr
einem 1€ entspricht). Gut, du bekommst auch keine großen Vorteilspackungen
oder so, aber steigst noch immer günstiger als in regulären Geschäften
aus und du bekommst nicht nur Lebensmittel dort, sondern auch
Alltagsgegenstände, wie etwa Kleiderhaken, Kopfhörer, Putzmittel und und
und... Wissen sollte man allerdings, dass im angeschriebenen Preis nie
die MwSt. inbegriffen ist, welche 8% beträgt. Demnach kosten im
sogenannten "100-YEN-SHOP" die Artikel eigentlich 108 und nicht 100Yen.
In den Großraumgebieten Japans stehen in jeder Seitengasse Getränkeautomaten mit teilweise lustigen (Super H2O) oder aber auch fragwürdigen Getränkenamen... hat jemand Lust auf "Pokari Schweiß"?!
Nachdem Max sein weises Wissen über das günstige Shoppen in Nerima mit uns geteilt hatte, gingen wir endlich was Essen. Und ja, wie es der Titel schon vorweg genommen hat, es war chinesisch!! Aber es war günstig und asiatisch und man musste trotzdem mit Stäbchen essen, deshalb fand ich es eher amüsant, als traurig, dass mein erstes offizielles Mittagessen in Japan chinesischer Natur war. Ich hatte so einen Hunger, dass ich mich von diesem Gefühl einfach leiten ließ und ein "Set" aus zwei Gerichten bestellte:
6 Stück Gyoza (mit Gemüse gefüllte Teigtaschen + Sojasauce) und zuvor eine riesige Nudelsuppe mit Gemüse um 7€. Als ich die Portionsgröße sah, dachte ich für einen kurzen Moment, dass ich mich vielleicht selbst übernommen und nicht gut daran getan hätte auf meinen Magen zu hören, aber falsch gedacht. Mein Magen ist anscheinend schon gut von mir vorbereitet worden und ich schaffte die gesamte Portion. Was wirklich toll in japanischen Restaurant (egal ob sie jetzt chinesisches, ausländisches oder gar japanisches Essen servieren) ist, die Tatsache, dass man überall kostenlos (stilles) Mineralwasser mit Eiswürfeln in einem Krug erhält und somit eigentlich nichts mehr zu trinken bestellen muss. Das Leitungswasser in Japan ist zwar trinkbar schmeckt aber nach Chlor und ist daher nur semi-empfehlenswert.
Nach dem Mittagessen machten wir noch einen kleinen Verdauungsspaziergang, kauften für den morgigen Tag ein und erkundeten ein bisschen die Gegend. Im Wohnheim angekommen, redeten wir noch mit ein paar Leuten im Gemeinschaftsraum, holten uns Tipps und somit war dieser zweite Tag in Tokyo auch schon wieder vorbei.
Die ersten Kirschblüten blühen auch schon!
Die Parkregeln sind wirklich sehr niedlich dargestellt und auch für nicht Japaner total veständlich, denn ja liebe Kinder:
1. und 2. Blumen und Dosen haben Augen und mögen es gar nicht wenn man sie ausreißt oder nach ihnen tritt.
3. Japanische Kinder laufen generell immer mit einem Golfschläger durch die Gegend, also seid auf der Hut.
4. Fast jeder zweite Hund hört hier auf den klingenden Namen "NO!", Japaner und ihr Faible für die englische Sprache.
Und last but not least:
5. Mit Feuerwerk spielen macht tierischen Spaß, seht nur wie der kleine Junge im Hintergrund seine Hände vor lauter Begeisterung in die Höhe streckt.